Persönlich, echt und informativ. Das ist die neue Blogpostreihe des Leipziger Public Relations Studierende e.V. (LPRS). Wir tauschen uns mit unseren Alumni über ihren Werdegang nach dem Studium aus. Von Tipps für den Berufseinstieg, über Geschichten von gemeisterten Hindernissen und genutzten Chancen bis hin zu Impulsen für eine ausgewogene Work-Life-Balance.
Der nächste Alumni, der unserer Einladung auf einen Kaffee gefolgt ist, heißt Fabian Schmidt. Er beendete im Jahr 2010 seinen Master in Communication Management. Im virtuellen Gespräch erzählte er mir, warum er sich selbst als Exoten im Studiengang sah, wie es ist, von einer Fachhochschule an die Universität zu wechseln und warum ihm die Pandemie beruflich eher geholfen als geschadet hat. Kommt mit auf einen Kaffee mit Fabian Schmidt.
„Ich war damals im Studiengang schon ein gewisser Exot.“
TALKING BUSINESS
Geschäftsführer einer Filmagentur. Das klingt jetzt im ersten Moment nicht nach einem klassischen Kommunikationsberuf. Was, von dem was du in Leipzig gelernt hast, hilft dir heute noch bei deiner Arbeit?
Ich war damals im Studiengang schon ein gewisser Exot, weil ich die Filmagentur schon vor dem Master gegründet und dort schon gearbeitet hatte. Heute kann ich vieles aus dem Master nutzen, was ich damals nie gedacht hätte. Oft bekommen wir kommunikative Aufgaben von Auftraggebenden gestellt, die wir im Film lösen müssen. Das Wissen hilft mir insofern, dass wir, im Gegensatz zu vielen anderen Produktionsfirmen, beim kommunikativen Überbau, also der Überlegung, welche Themen bei welchen Zielgruppen mit welchen kommunikativen Mustern vermittelt werden, helfen können. Wir haben auch manchmal Projekte, die einfach nur umgesetzt werden müssen. Aber es kommt auch vor, dass wir bei der Vorarbeit unterstützen. Im Endeffekt sind Filmprojekte ja ein kommunikatives Tool, um Botschaften zu vermitteln. Vielen Auftraggebenden wie KMUs (kleine und mittlere Unternehmen), Behörden oder Verbänden fehlt das strategische Know-how oder das Geld, um größere Projekte auf die Beine zustellen. Vor allem bei Imagefilmen, die ein Unternehmen im Ganzen betrachten, müssen viele Faktoren wie Standort, Kultur oder Historie berücksichtigt werden. Diese Faktoren müssen dann in eine Strategie eingebaut werden, um diese in einem Film umzusetzen. Da kann ich auf meine Kenntnisse aus dem Studium zurückgreifen.
Hast du Rituale oder Routinen, die dich durch deinen Berufsalltag begleiten?
Ich habe kein klassisches Ritual, eher eine allgemeine Haltung der Arbeit gegenüber. Als selbstständiger Geschäftsführer könnte man ständig arbeiten. Man sollte sich aber nicht zu viel Stress machen, die Wochenenden frei halten und pünktlich Feierabend machen. Das versuche ich mir dauernd vor Augen zu führen und damit auf meine Work-Life-Balance zu achten. Ich will das ja auch noch ein paar Jahrzehnte machen. Mir ist natürlich bewusst, dass das nicht immer funktioniert. Manchmal muss man auch viel arbeiten, aber das sollte nicht die Regel sein.
Als Filmagentur hat man wahrscheinlich viele unterschiedliche Projekte. Was war denn dein bisher spannendstes Projekt?
Jedes Projekt ist besonders. Wenn ich eins hervorheben muss, dann wahrscheinlich unser Projekt für die Deutsche Bahn. Dafür sollten wir Bewegtbilder der neuen Bahnstrecke Stuttgart-Ulm produzieren. Das war einerseits sehr viel Arbeit, andererseits war es inhaltlich super spannend und aufregend. Unerwartet war dabei, dass wir in den Kommentaren unter den Videos direktes Feedback und manchmal auch ein Danke bekommen haben. Deswegen sind wir immer auf der Suche nach Projekten, die inhaltlich spannend und herausfordernd sind.
TALKING PRIVATE
An was aus deiner Zeit in Leipzig erinnerst du dich heute noch gerne?
Meinen Bachelor habe ich vorher an einer Fachhochschule gemacht. Durch das universitäre Umfeld in Leipzig konnte ich meinen Horizont erweitern. Dadurch habe ich heute manchmal einen differenzierteren Blick auf manche Themen. Ansonsten war der Gruppengedanke in dem kleinen Studiengang sehr stark, vielleicht auch weil wir so eine vielfältige Gruppe waren.
Was motiviert dich in der Pandemie?
Ich finde in der Krise liegt eine Chance. Es ist spannend dabei zu sein, wenn sich die Arbeitswelt und die Kommunikation allgemein verändert. Mich motiviert es, ein Teil davon zu sein und diese Entwicklung mitgestalten zu können. Man muss aber auch ehrlich sagen, dass wir als Filmproduktionsfirma eher von der Pandemie profitiert haben. Durch diesen allgemeinen Boost der Virtualisierung sind viele Organisationen auf die Kommunikation mit Bewegtbild aufmerksam geworden.