Ob Praktikum, Berufseinstieg oder Stellenwechsel ─ wer aktuell auf der Suche nach einem Job in der Kommunikationsbranche ist, sieht sich mit einem durch die Corona-Krise veränderten Arbeitsmarkt konfrontiert. Lockdown, eingefrorene Budgets und Einstellungsstopp auf der einen Seite, Krisenkommunikation und die Chance auf echte Veränderung auf der anderen. Auch für den PR-Arbeitsmarkt bedeutet die weltweite Krise Herausforderung und Chance zugleich. Viele PR-Professionals fragen sich in dieser disruptiven Zeit, welche Bedeutung die Krise für die persönliche Karriere hat und wie ein Jobwechsel gelingen kann. Zu diesem Thema veranstalteten die Studierenden des LPRS e.V. am Dienstag, den 28. Juli ein digitale Ask me anything-Session mit Thomas Lüdeke, Managing Partner bei der auf Kommunikation, Marketing und Digitales spezialisierten PRCC Personal- und Unternehmensberatung. Als ausgewiesener Experte fungiert er als Schnittstelle zwischen Bewerber*innen und Arbeitgeber*innen und gewährte den aktiven Studierenden des LPRS e.V. spannende Einblicke. Die angehenden PR-Professionals interessierten sich vor allem dafür, wie sich die aktuelle Situation auf die Kommunikationsbranche und den eigenen Berufseinstieg auswirkt.
Wie verändern sich Bewerbungsprozesse? Welche Kompetenzen sind zunehmend gefragt? Worauf sollte man derzeit beim Berufseinstieg achten?
Arbeitgebende stehen aufgrund der Corona-Krise vor einer gewaltigen Herausforderung. So verzeichnete die deutsche Konjunktur im zweiten Quartal 2020 bereits einen Rückgang von 10,1 Prozent. Der Kreditversicherer Euler Hermes prognostiziert eine Zunahme von Unternehmensinsolvenzen in 2021 um 12 Prozent. Kein Wunder also, dass Jobsuchende besorgt auf den Arbeitsmarkt blicken. Lüdeke bestätigte, dass sich auch auf der Unternehmensseite eine gewisse Verunsicherung feststellen lässt. Dies äußere sich beispielsweise durch das Hinauszögern neuer Stellenbesetzungen, der Verschmelzung von Positionen bis hin zu generellen Einstellungsstopps. Grundsätzlich gelte aber: Kommunikation gewinnt in Krisen an Bedeutung – so auch in dieser. Die Art und Weise, wie wir arbeiten, werde sich laut Lüdeke nachhaltig verändern. Durch den Lockdown sähen sich Unternehmen gezwungen Arbeitsformen wie Home-Office, Videokonferenzen und agiles Arbeiten zu intensivieren. Außerdem stoße die Krise Transformationsprozesse in Unternehmen aller Art an. Beide Entwicklungen können ohne kommunikative Begleitung nicht erfolgreich gemeistert werden. Deshalb gewinne insbesondere die Interne Kommunikation sowie die Change Kommunikation kurz- und mittelfristig an Relevanz.
Trotz aller Herausforderungen gibt es also einen Personalbedarf, der früher oder später gedeckt werden muss.
Der Personalexperte verriet außerdem, dass häufig Mitarbeiter*innen gesucht werden, die souverän an Schnittstellen zwischen verschiedenen Kommunikationsbereichen agieren. Da Marketing und PR ohnehin integriert betrachtet werden sollten, lohne es sich zum Beispiel auch Marketingkompetenzen aufzubauen und weiterzuentwickeln. Darüber hinaus sei der Bedarf an Digitalkompetenzen durch die Corona-Krise weiter gestiegen. Die Fähigkeit, mit großen und kleinen Datenmengen zu arbeiten und daraus Schlussfolgerungen abzuleiten wird immer wichtiger. Dazu gehöre auch der souveräne Umgang mit Monitoring-Tools, Content-Management-Systemen und diversen digitalen Kanälen. Hat ein Bewerbender in diesen Bereichen bisher wenig Erfahrung, so sei dies laut Lüdeke aber nicht per se ein Ausschlusskriterium. Viele dieser Kompetenzen lassen sich auch „on the job“ erlernen. Eine weitere Kompetenz, die keinesfalls neu, aber dennoch nicht zu vernachlässigen sei, ist die Textkompetenz. Saubere Recherche und das Verfassen guter Texte ist für nahezu jede Stelle wichtig. Diese Kompetenz sei auch für Führungskräfte von Bedeutung, denn das reine Delegieren dieser Aufgaben genüge oft nicht. Insgesamt sollte man die eigenen Fähigkeiten immer wieder kritisch reflektieren und Weiterbildungsmöglichkeiten nutzen.
Die Anforderungen an PR-Professionals unterliegen stetigem Wandel und erfordern die Flexibilität und Motivation, sich immer wieder in neue Aufgabenfelder einzuarbeiten.
Im Falle einer Bewerbung gelte es laut Lüdeke weiterhin, die Unterlagen sorgfältig auf das jeweilige Unternehmen anzupassen. Wer in seinem Lebenslauf die eigene Passfähigkeit auf Unternehmen und Stelle herausarbeite, könne damit die Chancen erhöhen, zu einem Gespräch eingeladen zu werden. Bewerbungsgespräche werden zunehmend digital geführt und müssen besonders vorbereitet werden. Etwaige technische Störungen erschweren nicht nur das Gespräch, sondern können zulasten eines professionellen Eindrucks gehen. Um dies zu verhindern, sollte neben einer stabilen Internetverbindung und guter Tonqualität darauf geachtet werden, sich zuvor mit der entsprechenden Plattform vertraut zu machen. Neben den technischen Gegebenheiten sei auch die inhaltliche Vorbereitung von großer Bedeutung. Lüdeke sagt: „Wer sich ausreichend über das entsprechende Unternehmen informiert und eine gewisse Neugierde ausstrahlt, stellt für die Arbeitgeber einen interessanten Gesprächspartner dar“. Das falle positiv auf und sei nach Lüdekes Erfahrung keineswegs selbstverständlich. Dazu gehöre auch ein wirtschaftliches Grundverständnis, welches ohnehin eine Schlüsselkompetenz für Kommunikatoren darstellt.
Laut Lüdeke sei gerade der erste Job von großer Bedeutung für die weitere Karriere, weil er die persönliche Arbeitsweise und das Selbstverständnis auf einmalige Art und Weise präge. Dennoch sollten die Studierenden realistische Erwartungen an die Arbeitswelt stellen. Es gehöre dazu, dass etwas einmal nicht so läuft, wie man sich das vorgestellt hat. Hier gilt: Auch Schwierigkeiten fördern die Entwicklung. Als abschließenden Tipp gab Lüdeke den Teilnehmenden mit:
„Halten sie sich gerade in Krisenzeiten noch enger an Unternehmen, die sie interessieren.“
Das beträfe insbesondere die Pflege des persönlichen Netzwerks. Ansonsten gilt es das eigene Profil zu schärfen, offen zu bleiben und sich bietende Chancen zu nutzen ─ dann klappt es auch bestimmt mit dem neuen Job, Corona hin oder her.
Der Referent
Thomas Lüdeke ist Managing Partner bei der auf Kommunikation, Marketing und Digitales spezialisierten PRCC Personal- und Unternehmensberatung. Er kennt die Kommunikationsbranche aus seiner Tätigkeit als Kommunikations- und Personalberater, aus seiner Verbandstätigkeit und seinen Lehraufträgen. Neben seiner Tätigkeit bei der Deutschen Akademie für Public Relations (DAPR) war Thomas Lüdeke bis vor Kurzem langjähriges Mitglied des Bundesvorstands der Deutschen Public Relations Gesellschaft (DPRG).
Text & Interview: Asha Terasa