Bilanzpressekonferenz: Während der Vorstandsvorsitzende eines Unternehmens in einer Art Frontalbeschallung die Zahlen des vergangenen Geschäftsjahres präsentiert, machen sich Journalisten eifrig Notizen. Vielleicht überall, aber nicht bei OTTO.
Der Onlinehändler aus Hamburg hat nicht nur mit der Abschaffung des bekannten Versand-Katalogs einen Sprung ins kalte Wasser gewagt, sondern seit 2018 auch die übliche Form der Pressekonferenz auf den Kopf gestellt.
Unsere Aktive Lea Waskowiak hat Ende Februar in Vertretung des LPRS e.V. das neu entwickelte Format „Job-Shadowing“ des PR Career Centers getestet und das Kommunikations-Team von OTTO vor und während der Neuauflage der Bilanzpressekonferenz begleitet.
Die Pressekonferenz fand unter dem Motto „facts2go“ statt. Was heißt das genau?
Die Pressekonferenz funktioniert als ein interaktiver Rundgang über den OTTO-Campus mit verschiedenen Stationen zu den Themen, die gegenüber den Medien kommuniziert werden sollen. Experten und Mitarbeiter aus dem Unternehmen werden an diesem Tag zu Speakern, die Produkte und Dienstleistungen erlebbar machen. OTTO ging es vor allem darum, den digitalen Wandel des Konzerns greifbar zu machen – und so Verständnis für den Transformationsprozess zu schaffen.
Transformation – vom Versandhändler zur Onlineplattform?
Genau! An den Stationen wurden kleine Cases für die Journalisten vorbereitet, das Thema E-Commerce quasi zum Anfassen . Die Tour über den Campus startete mit einem Rundgang über die Baustelle des neuen Hauptgebäudes und endete im collabor 8, einem großen Co-Working Space. Dort gab es verschiedene Stationen zu den Themen Computer Generated Imagery, Conversational Commerce und auch Internet of Things. Es ging darum zu vermitteln, wie OTTO damit das eigene Geschäftsmodell weiterentwickelt. Der Konzern ist z. B. Marktführer im Bereich Home und Living – und möchte mit VR und AR die Kaufentscheidung erleichtern, indem Kunden das ausgewählte Möbelstück in den eigenen vier Wänden betrachten können. Auch der Dialog mit OTTO war ein großes Thema: Hier wurde sehr anschaulich gezeigt, wie sich per Spracheingabe in der Küche oder vor dem Fernseher über die eigene Bestellung oder die neuesten Angebote informiert werden kann. Und mit ottoready wurde eine smarte Bestelloption vorgestellt, die sich gerade noch in der Testphase befindet: die vernetze Spülmaschine registriert wann Tabs zur Neige gehen und bestellt fast von selbst eine neue Packung bei OTTO.
Du warst zwei Tage in Hamburg. Wie lief das genau ab?
Ich war gemeinsam mit zwei anderen Studentinnen von PRIHO e.V. und dem PRSH e.V. vor Ort. Am ersten Tag, der Tag vor der Pressekonferenz, haben wir einen Einblick in die angestrebte Positionierung des Unternehmens erhalten – inklusive Status quo des Wandelprozesses. Außerdem wurde uns das Konzept hinter facts2go erklärt und wir durften einen Blick auf die Vorbereitung des Social Media Contents werfen. Besonders spannend waren aber die Proben an den einzelnen Stationen. Die Mitarbeiter hatten zwar zuvor ein Medientraining absolviert, beim Stellen von kniffligen oder fiesen Fragen hat man aber schnell gemerkt, wie viel da auch mal schief gehen kann. Am zweiten Tag fand dann die Pressekonferenz statt, wir haben uns unter die Journalisten gemischt und konnten nach unserer Erfahrung von Tag 1 ja nun ganz genau mitverfolgen, ob auch alles nach Plan läuft. Neben den Stationen gab es dann, ganz klassisch, zum Schluss noch Zahlen, Daten und Fakten zum Geschäftsjahr 2018.
Welche Eindrücke nimmst du vom Job-Shadowing mit?
Erst einmal hat das PR Career Center da ein tolles Format für die Initiativen auf die Beine gestellt, das es uns Studenten ermöglicht, auch ohne ein zeitaufwändiges Praktikum in Unternehmen reinzuschauen, Kontakte zu knüpfen und vor allem neue Perspektiven und Praktiken kennen zu lernen. Es wäre wünschenswert, wenn sich künftig viele Unternehmen daran beteiligen. Und es war natürlich auch spannend OTTOCOMMS kennen zu lernen. Das Team hat sich sehr viel Zeit für uns genommen, was nicht selbstverständlich ist, wenn ein so wichtiges Event kurz bevorsteht. Besonders beeindruckt war ich davon, dass die Cases an den verschiedenen Stationen von Mitarbeitern vorgestellt wurden, die gar nicht zur Kommunikationsabteilung gehören. Das war sehr vorbereitungsintensiv und ging mit einem gewissen Risiko einher – hat die Kommunikation der Themen aber nicht nur erlebbar, sondern vor allem auch sehr authentisch gemacht.
Text und Bilder: Lea Waskowiak