Über die 2007 gegründete Agentur pioneer communications (früher pioneer PR) sprach Gründer und Managing Partner Alexander Witt mit den Leipziger Public Relations Studenten des LPRS e.V.
Vor 11 Jahren trug die Agentur noch den Namen pioneer PR. Spiegelt diese Entwicklung den Bedarf von Unternehmen an genereller Kommunikationsberatung wider?
Alexander Witt: Man sieht ganz gut an unser eigenen Entwicklung und der vollzogenen Namensveränderung, dass sich die Erwartungen unserer Kunden über die Zeit stark verändert haben. Wir sind damals als „pioneer PR“ gestartet mit einem klaren Fokus auf klassische Presse- & Medienarbeit und strategische Kommunikationsberatung. Allerdings haben wir schnell gemerkt, dass die Nachfrage auf Kundenseite über das klassische PR-Handwerk immer wieder hinausging. Auf diese Entwicklung haben wir nicht nur mit dem kontinuierlichen Ausbau unseres Beratungs- und Leistungsangebots reagiert, sondern uns dann folgerichtig auch in „pioneer communications“ umbenannt. Mit dieser Namensänderung ging aber auch ein ganz grundlegender Schritt in der Ausrichtung und Entwicklung der Agentur einher. Seitdem haben wir den Anspruch, unsere Kunden möglichst ganzheitlich und über alle Kommunikationsdisziplinen hinweg zu betreuen. Dabei versuchen wir zu jeder Zeit den besten Mix anzubieten und hier und da Elemente ein Stück weit neu zu denken. Das hatte natürlich auch starke Auswirkung darauf, wie wir uns Team quantitativ und qualitativ verstärkt haben.
Inwieweit haben sich die Anforderungen an eine Kommunikationsberatung über die Jahre entwickelt?
Alexander Witt: Ich glaube, die Entwicklung von pioneer communications spiegelt in einigen Bereichen auch die Entwicklung der Branche ganz gut wider. Viele Kunden möchten sich ganzheitlich beraten lassen – Leistungen gebündelt aus einer Hand und von einem verlässlichen Partner erhalten. Das bedeutet natürlich auch, dass Unternehmen und Organisationen eine immer größere Bandbreite an Services und Kommunikationsmaßnahmen erwarten. Agenturen müssen sich somit möglichst breit aufstellen und gleichzeitig tiefe Fachkenntnisse in den einzelnen Fachrichtungen aufweisen.
Heute, 2018, stellt sich pioneer communications als Full-Service-Agentur mit ganzheitlicher Kommunikationsberatung auf. Heißt das, dass sie sich als Agentur eher zu den Generalisten zählen würden?
Alexander Witt: Ich sehe uns eher als eine Community von Generalisten und Spezialisten. Wir sind Beides. Demnach haben wir Mitarbeiter bei uns, die Allgemein- und Spezialwissen gut miteinander vereinen. Eine Full-Service Agentur kann aber nicht nur aus Generalisten bestehen. Es muss ein Zusammenspiel von beidem sein. Denn um ein Kommunikationskonzept erfolgreich zu entwickeln und umzusetzen, benötigt es letztendlich nicht nur Generalisten mit dem nötigen Überblickswissen, sondern auch Spezialisten in jedem einzelnen Bereich der Kommunikation.
Wie beeinflusst diese Marktpositionierung die Struktur der Berater bei pioneer communications? Wie viele Kommunikationsberater sind bei Ihnen Generalisten, und wie viele zählen Sie zu den Spezialisten?
Alexander Witt: Der größte Teil unserer Berater hat ein sehr gutes und breites Grundlagenwissen. Gleichzeitig weisen sie in bestimmten Disziplinen oder auch in bestimmten Branchen ein tiefergehendes Spezialwissen auf. Das hängt zum einen von ihren individuellen Stärken ab und natürlich davon, was ihnen dabei hilft, den Anforderungen ihrer Kunden gerecht zu werden. Ein breites Grundlagenwissen ist extrem hilfreich, gerade wenn man strategisch berät und Kampagnen entwickelt. So muss ein Generalist nicht nur die Räume erkennen, sondern das ganze Haus zimmern können – also aus vielen Einzelelementen die beste Lösung entwickeln. Wenn es dann um die Umsetzung, also die konkrete Ausgestaltung der einzelnen „Räume“ geht, kommt der Spezialist ins Spiel. Das gilt vor allem in Bereichen wie Kreation, Digitalmarketing und Social Media um nur Einige zu nennen. Durch diese Kombination und durch einen systemischen Beratungsansatz versuchen wir, die Anforderungen des Marktes bestmöglich zu bedienen.
Ihre Agentur ist in den letzten 2 Jahren stark gewachsen. Ca. 70 Mitarbeiter verteilt auf 3 Standorte beraten mittlerweile verschiedenste Kunden. Worauf haben Sie in dieser Zeit besonders Wert gelegt bei der Einstellung neuer Kommunikationsexperten: Spezialisten oder Generalisten?
Alexander Witt: Wir haben in erster Linie darauf geachtet, dass neue Mitarbeiter zu unserer Unternehmenskultur passen und unsere Entwicklung verstehen und mitgestalten möchten. Dabei ist uns gar nicht so wichtig, ob sie schon die gesamte Klaviatur der Kommunikation beherrschen oder nur in bestimmten Bereichen ein gewisses Fachwissen mitbringen. Denn daran arbeiten wir dann auch gemeinsam in unserer internen pioneer Academy. Je nach Fähigkeiten oder auch dem, was wir in der Agentur brauchen, bilden wir selbst aus und versuchen alle Mitarbeiter mit einem guten Überblickswissen auszustatten – also in Richtung Generalist zu entwickeln. Darauf aufbauend geht es darum, Spezialwissen aufzubauen und Experten in ein, zwei oder auch drei Bereichen zu sein.
Wird das auch in Zukunft so bleiben? Mit welcher Entwicklung werden wir zukünftig konfrontiert sein?
Alexander Witt: Ich glaube, das wird sich nicht wesentlich verändern. Man wird weiterhin einen Mix aus Generalisten und Spezialisten haben, gerade bei größeren Agenturen die ganzheitlich beraten. Natürlich wird es Agenturen geben, die sehr spezifisch auf eine bestimmte Branche oder auch auf bestimmte Kanäle beraten werden. Aber auch die werden an bestimmten Stellen Generalisten benötigen.
Was bedeutet diese Entwicklung für Berufsanfänger? Welche Fähigkeiten sollten Kommunikationsberater von Morgen für die Arbeit in einer Agentur mitbringen?
Alexander Witt: Berufseinsteiger sollten ein sehr gutes Grundlagenwissen mitbringen. Das betrifft auch wie man Tools, Techniken und Methoden einsetzt, um sich immer wieder auf neue Situationen einstellen zu können. Sie sollten neugierig und offen für Veränderungen sein. Also auch bereit sein, ständig etwas dazu zu lernen und sich in bestimmten Bereichen neu einzubringen. Denn dass, was heute funktioniert, kann für morgen schon nicht mehr gelten. Darauf muss ich flexibel reagieren und ab und zu zwei Puzzle-Stücke neu kombinieren, um ein besseres Ergebnis zu erhalten.
Interview von Tom Kornblum, 1. Semester Communication Management, LPRS e.V.