Nachbericht zum PR-Salon mit Dagmar Ginzel von Verivox
Wie kam Dagmar Ginzel, heute Chief Communications Officer und Mitglied der Geschäftsleitung beim Verbraucherportal Verivox, zur Kommunikation? „Aus reiner Verzweiflung“, sagt die Diplom-Betriebswirtin. Mit diesen Worten startete der erste PR-Salon des Wintersemesters 2017/2018 am 24. November 2017 in der Villa Ida in Leipzig – erstes erheitertes Lachen auf den Publikumsplätzen. Unter der Moderation von Florentina Liefeith, Studentin im dritten Mastersemester Communication Management und Fabian Virgil, Erstsemester aus dem gleichen Studiengang, erzählte Dagmar Ginzel unter anderem von Ihrem beruflichen Werdegang, dem Berufsalltag als Kommunikationschefin und den Besonderheiten des Geschäftsmodells eines Online-Dienstleisters.
>> Bei Verivox wird es niemals langweilig
Weshalb also führt Verzweiflung zur Kommunikation? Vielleicht nicht unbedingt die Antwort, die man sich als angehender PRler wünscht. Alles begann im Jahr 2007, als Ginzel vor der Herausforderung stand, die Marke Verivox quasi ohne Budget bekannt zu machen. Was anfangs aussichtslos schien und sie kurze Zeit verzweifeln lies, entpuppte sich als hochspannende Aufgabe für die toughe Frau – und letztlich, dank PR, machbar. So wurde der Grundstein für ihre Karriere gelegt. Diese Challenges ziehen sich bis heute durch ihre Arbeit und stellen auch den Treibstoff für ihre Arbeit dar. Ob Kommunikation zu Partnern wie Energieversorgern, Austausch mit Vertretern des Verbraucherschutzes oder das Beruhigen eines Shitstorms, der sich am Werbe-Testimonial entfacht hat: Gerade die Abwechslung und Vielfältigkeit macht den Beruf für Ginzel auch nach Jahren noch spannend. „Mir war noch nie langweilig“, gibt sie zu. Auf die Frage, ob sie jemals abschalte, antwortet die Kommunikationsverantwortliche: „Selten. Ich arbeitete fast immer auch im Urlaub. Am besten konnte ich einmal beim Segeln abschalten – und zwar nicht nur, weil es auf dem Meer keinen Empfang gab, sondern weil mir schlicht so unglaublich schlecht war.“
>> Startup-Mentalität im Unternehmen: Testen, messen und nachjustieren.
Ihrem einstigen Tätigkeitsbereich zum Berufseinstieg hat Dagmar Ginzel gerne den Rücken gekehrt: „Marketing ist zwar sehr spannend, aber die Herausforderungen in der Kommunikation, vor allem auch mit den Bereichen Public Affairs und Issues-Management sind deutlich spannender.“ Diese Fokussierung half ihr auf dem Karriereweg. 2012 wurde sie in ihrer Funktion als Kommunikationschefin zum Mitglied der Geschäftsleitung berufen. „Manche Themen sind einfach so wichtig, die müssen einen kurzen Weg zum CEO haben!“, womit Ginzel eine zentrale aufbauorganisatorische Frage nach der Verortung der Kommunikationsarbeit im Unternehmen beantwortet. Dennoch stellt sie auch eine zunehmende Vermischung zwischen der Kommunikations- und der Marketingfunktion fest, nicht nur bei Verivox.
Heute sind Ginzel 18 Mitarbeiter in der Kommunikationsabteilung unterstellt, die sich in Presse, interne und externe Kommunikation, Public Affairs und Social Media für Verivox und einzelne Töchter gliedern. Dabei hat die Abteilung eine starke Stellung, da sie zusätzlich als interner Dienstleister für das Unternehmen fungiert. Die etwas eigentümliche Aufteilung ist dem schnellen Wachstum von Verivox geschuldet. Zwar ist Verivox kein Startup mehr, aber ein Teil dieses Spirits konnte beibehalten werden. „Wie das Internet ist auch das Unternehmen: wahnsinnig schnell und an den volatilen Markt angepasst“, vergleicht Ginzel. So werden alle Kommunikationsmaßnahmen beständig getestet, gemessen und nachjustiert. Was der Zielerreichung nicht nützt, wird heruntergefahren oder abgeschafft.
>> Auch Kontroversen bringen Aufmerksamkeit
Im Jahr 2012 startete Verivox mit TV-Werbung. Zu diesem Zeitpunkt hatte es der Hauptkonkurrent vor allem über das Fernsehen zu großer Bekanntheit in Deutschland gebracht. Während die Vorteile von Verivox anfangs noch von einem ‚Schlautier’ namens Frank präsentiert wurden, sorgten bald die Familie Geiss und heute Mario Barth für Reichweite. Diese Testimonials brachten die nötige Aufmerksamkeit mit sich – trotz öffentlich geführter Kontroversen um ihre Personen. Auch Dagmar Ginzel musste anfängliche Bedenken, Verivox könnte in der Folge nicht mehr als ausreichend seriös in der Öffentlichkeit wahrgenommen werden, revidieren: „Das hat super funktioniert und die Zusammenarbeit ist extrem professionell.“
>> Schnelligkeit, journalistische Grundkenntnisse und Zahlenaffinität sind gefragt
Bezüglich eines Berufseinstiegs bei einem Online-Portal wie Verivox komme es für Kommunikatoren vor allem darauf an, schnell zu sein und das Handwerk zu beherrschen. So seien etwa journalistische Grundkenntnisse wichtig. Auch eine gewisse Zahlenaffinität sei in der Arbeit bei dem Vergleichsportal unerlässlich. Aufgrund des umfangreichen Anforderungsprofils geben sich die Verantwortlichen bei Verivox große Mühe bei der Bewerberauswahl: „Die müssen die wichtigen Themen richtig beherrschen und auch bereit sein, sich ihre Lorbeeren zu verdienen!“ Wer sich bewirbt, darf zunächst ein Konzept entwerfen und vor Ginzel und den Geschäftsführern oder sogar dem CEO präsentieren.
Jungen Absolventen rät Ginzel: „Sie müssen jetzt noch nicht den ganzen Lebensweg durchplanen. Probieren Sie sich aus und lassen Sie sich auf Dinge ein.“ Wichtig sei, dass es wirklich Spaß mache, sonst ginge es auf Dauer nicht. Auch die Kommunikationschefin selbst will nicht stehenbleiben: „Egal, was ich beruflich mache: Ich will weiter Pionierarbeit leisten und etwas aufbauen.“
Der LPRS – Leipziger Public Relations Studenten e.V. bedankt sich herzlich bei Dagmar Ginzel für spannende Einblicke in den Berufsalltag eines Chief Communication Officers bei einem Online-Portal.
Text: Göran Kügler & Jan Reinholz (beide 3. Fachsemester Communication Management)