„Are you [for] real? Zwischen Schein und Sein in der Kommunikation“ Rückblick auf das REFRESH und das 14. LPRS>>FORUM

Alle, die sich am 3. Mai auf den Weg nach Leipzig gemacht haben, konnten einen ereignisreichen Tag mit dem LPRS e.V. verbringen. Akademische Impulse trafen auf Insights aus der Praxis, Grenzen der Realität verschwammen und der Begriff der Authentizität wurde heiß diskutiert.

Begonnen hat der Tag des LPRS>>Forums aber zunächst in der Bibliotheca Albertina.

REFRESH 2019

In der Albertina trafen schon früh am Morgen Alumni des Lehrbereichs auf Professionals aus anderen Teilen Deutschlands, ältere Jahrgänge auf jüngere Abschlussklassen – sie alle konnten sich von den Professoren des Lehrbereichs Communication Management über aktuelle Studien und ihre Ergebnisse informieren lassen.

Zu Beginn ordnete Professor Ansgar Zerfaß das Begriffswirrwarr rund um den Begriff der Strategischen Kommunikation und nahm das Publikum mit auf ein kleines Gedankenexperiment. Professor Alexander Godulla hingegen framte kurzerhand das Motto des Forumsabend „Are you for real?“ neu und fragte aus der Perspektive der Startup-Kommunikation heraus, wann etwas Bestand hat. Abgerundet wurde der Input aus der Wissenschaft durch eine bunte Mischung weiterer Studienergebnisse, die von der Finanz- bis zur Influencer-Kommunikation reichten.

14. LPRS>>FORUM

Von der Bibliothek ging es dann direkt zum MDR, genauer zum Mediengarten der media city Leipzig. Hier warteten elf Unternehmen, Agenturen & Beratungen darauf, unsere Mitglieder über ihre Ausbildungs- und Einstiegsmöglichkeiten zu informieren. Das LPRS>>Karrieretreffen fand wie auch schon in den letzten Jahren in Form eines Jobspeeddatings statt: Nach acht Minuten Gespräch wurde zu einem der sechs zugeteilten Partner gewechselt – immer auf der Suche nach einem potenziellen Match oder der nächsten Praktikumsmöglichkeit.

Im Anschluss begann das 14. LPRS>>Forum, offiziell eingeläutet durch die Begrüßung des LPRS>>Vorstands. Das Wort übergab der Vorstand anschließend an Daniel Neuen, Chefredakteur des PR-Report, der als Moderator durch den Abend führte. 165 Anmeldungen zählten die Organisatoren für das Forum. Aktive, Alumni, Referenten, Förderer, befreundete PR-Initiativen, Lehrende und Professionals reisten von nah und fern zum jährlichen LPRS>>Forum  an und formten ein Publikum aus Wissenschaft, Wirtschaft, Verwaltung und Presse.

Unter dem Motto „Are you [for] real? Zwischen Schein und Sein in der Kommunikation“ brachten die Speaker an diesem Abend Licht ins Dunkel und referierten über Authentizität und Glaubwürdigkeit in der PR. Zunächst aber lockerte Magier Nico Haupt dank verblüffender Tricks bereits am frühen Abend die Stimmung unter den Anwesenden. Passend zum Thema ließ Haupt das Publikum an der eigenen Wahrnehmung zweifeln und holte dafür den ein oder anderen Zuschauer auf die Bühne.

„Wir sind kein Liter Milch“

Dann folgte die erste Keynote des Abends: Dr. Jan Müller, Head of Group Communications bei MAN Energy Solutions, nahm die Zuschauer gemeinsam mit Nietzsche und Cicero mit auf einen gedanklichen Bar-Besuch, um die Bedeutung von Authentizität zu ergründen. Gemeinsam mit dem Publikum fragte er sich: Ist Authentizität wie ein Bio-Siegel für Kommunikation? „Heute soll alles möglichst echt, natürlich und unverfälscht sein. Ganz so wie unser Essen, nach Möglichkeit natürlich, bio und regional.“ Aber muss oder soll Kommunikation auch so sein? Müller meint: „Nein, wir sind kein Liter Milch, den man nach gewissen Richtlinien bio-zertifizieren kann oder nicht. Authentizität muss unter Real-Bedingungen betrachtet werden, sie ist die Konsistenz zwischen Reden und Handeln. Nicht alles, was „echt“ ist, ist in diesem speziellen Moment nun auch passend oder angemessen.“

„Es ist naiv, nach dem Echten zu suchen“

Michael Gentsch, Leiter der Marketingabteilung des Mitteldeutschen Rundfunks (MDR) und als dessen Vertreter gleichzeitig jüngster Förderer des LPRS, evaluierte in seiner Keynote den Begriff der „medialen Vertrauenskrise“. Mit dem Krisenbegriff mache man es sich zu einfach, so Gentsch. Vielmehr seien gesellschaftliche, kulturelle und politische Bedingungen für eine gewisses Stimmungsbild verantwortlich. Vertrauen könnte als „riskante Vorleistung“ leicht erschüttert werden, wie er am Beispiel der Berichterstattung zur „Hetzjagd“ in Chemnitz darlegte. Seine Conclusio lautet wie folgt: Auch wenn der Rundfunk-Staatsvertrag die Objektivität zur Pflicht eines Journalisten erklärt, so sei sie in der Realität im besten Fall „verklärt romantisch“.

Nach einer Pause, in der die ersten Eindrücke zum Thema Schein und Sein in der Kommunikation verdaut werden konnten, ging es weiter im Programm – oder so ähnlich. LPRS>>Vorständin Paula Auksutat interviewte Mandy Nieber, Alumna und Media Relations Managerin bei adidas, welche kurzerhand für die leider erkrankte Lena Stork einsprang. Die beiden sprachen unter anderem über die junge Belegschaft, die dynamische Kultur und interne Kommunikation im Headquarter des Weltkonzerns. Darüber hinaus lieferte Nieber eine klare Antwort auf die häufige Frage: Muss man als Kommunikator auf sozialen Netzwerken auch privat aktiv sein? „Nein“, die Sichtbarkeit der eigenen Person sei in einigen Personen durchaus sinnvoll, als Pressekontakt zu Quartalskennzahlen kein Must-Have. Lesen könne man schließlich auch ohne selbst Inhalte zu teilen.

Als letzten offiziellen Programmpunkt forderte Moderator Daniel Neuen  den drei Rednern zu fortgeschrittener Stunde noch einiges ab: In der Podiumsdiskussion stellte er die Masterfrage: „Wo liegt der Unterschied zwischen Offenheit, Ehrlichkeit und Authentizität, Herr Müller?“. Dr. Müller konterte: „Ehrlichkeit ist eine Zutat für Authentizität. Aber man muss nicht so ehrlich sein alles offen zu legen. Am Ende geht es um die richtige Dosis.“

Im Anschluss begann der gesellige Teil des Abends – es wurde genetzwerkt, gelacht, gefeiert und vielleicht noch über das ein oder andere Zitat des Abends resümiert.

Mit dem Kopf voller Eindrücke blicken wir zurück auf ein spannendes LPRS>>Forum und danken unseren Gästen für den wunderbaren Abend und allen aktiven Mitgliedern, Alumni, Förderern sowie Sponsoren des Vereins und der Leipzig Photobooth für die großartige Unterstützung.

Text: Lea Waskowiak & Felix Vierheller (M.A. Communication Management)

Fotos: © Jana Mila Lippitz

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