Am 30. Oktober 2024 ging es für den LPRS e. V. nach Frankfurt. Der erste Tag stand ganz unter dem Motto „Börse“, denn die knapp 30 Studierenden besuchten zunächst den Förderer Deutsche Börse Group und erhielten Einblicke in die Kommunikation des Konzerns, gefolgt von einem Vortrag bei der Kommunikationsberatung Brunswick – ebenfalls Förderer des LPRS –, der sich mit der kommunikativen Begleitung eines Börsenganges beschäftigte. Am zweiten und letzten Tag teilten sich die Studierenden auf die Unternehmensberatungen und Förderer GAULY und FTI Consulting auf, um dort an Workshops zu Krisenkommunikation teilzunehmen.
„ICE nach Frankfurt, Abfahrt 6:48 Uhr, Vorsicht bei der Einfahrt!“ tönt es durch die Lautsprecher am Leipziger Hauptbahnhof. Nicht die übliche Zeit für Studierende an einem Mittwoch. Aber zwischen den müden Augen lässt sich auch viel Vorfreude auf die anstehende Exkursion erkennen – besonders bei allen Erstsemestern, die neu im LPRS sind. Während manche die Zeit im Zug nutzen, um zu arbeiten oder zu erzählen, versuchen andere das Schlafdefizit auszugleichen. Doch als der Zug in Frankfurt einrollt, sind alle hellwach und bewundern die Skyline der Finanzmetropole. Vom Bahnhof geht es direkt weiter zur Frankfurter Börse. Dabei haben wir uns nicht nur gefragt, wie die Börse wohl von innen aussieht, sondern auch von außen, denn aktuell ist diese wegen Bauarbeiten in Planen gehüllt.
Empfangen wurden wir von Patrick Kalbhenn, dem stellvertretenden Konzernsprecher der Börse, der uns im Visitor Center die Kommunikation der Börse vorstellte. In diesem Zuge konnten wir einen Blick in die weiträumige Börsenhalle werfen, in der auf großen Tafeln die aktuellen Aktienkurse sowie der DAX zu sehen sind.
Dann lauschten wir einem Workshop zur Resilienz von Kommunikator:innen. Bei einer anschließenden kleinen Stärkung hatten wir die Möglichkeit, uns mit Herrn Kalbhenn und seinem Team auszutauschen sowie Fragen zu stellen.
Thematisch passend ging es weiter in den Nextower zu Brunswick, wo Dr. Philipp Schüler und Maximilian Sänger erklärten, wie Brunswick Unternehmen kommunikativ bei Börsengängen begleitet. Neben dem klassischen Ablauf und Erfolgsgeschichten wurde ebenso vorgestellt, wie viel Varianz geplante Börsengänge mit sich bringen und nicht selten ein Börsengang kurz vorher abgeblasen wird. Die LPRS-Mitglieder stellten fleißig Fragen und wollten etwa wissen, mit welchen Kund:innen Brunswick zusammenarbeitet und wie sich die eigenen Werte mit der Arbeit bestimmter Kund:innen vereinen lassen. Es wurden aber auch andere wichtige Fragen gestellt, etwa, ob man sich an die Aussicht im 15. Stock und die schönen Sonnenuntergänge irgendwann gewöhnt.
Nach diesem inputreichen Vor- und Nachmittag neigte sich der Tag dem ruhigeren Teil zu: dem Abendessen. Bei indischen Köstlichkeiten wurde sich rege über die Eindrücke des Tages und mit den Alumni der Regionalgruppe Rhein-Main ausgetauscht. Anschließend schlenderten die Studierenden durch Frankfurt auf der Suche nach einer Bar und wurden fündig bei Zino’s Spritz, einem absoluten Glücksfund, denn es handelt sich um eine Aperol-Bar! Lang war der Abend für die meisten jedoch nicht, da der Schlafmangel ausgeglichen und der Input verarbeitet werden musste. Mit neuer Energie startete die Gruppe in den nächsten Tag und machte sich bereit für Workshops zum Thema Cyberkrisenkommunikation bei FTI Consulting und GAULY.
Die Workshops – gehalten von Victoria Strachwitz von FTI Consulting und Annika Lück sowie Mareike Offermann von GAULY – thematisierten die Ungewissheit, Unvorhersehbarkeit und Komplexität von Cyberkrisen. Die Hacker:innen kommen teils aus hochprofessionellen Unternehmen. Sie haben etwa eigene Unternehmenswerte (z. B., dass keine Kliniken angegriffen werden), um die eigenen Mitarbeiter:innen zu halten, oder verfügen über einen Kundenservice, der das angegriffene Unternehmen dabei unterstützt, die erpresste Summe in Bitcoin zu zahlen. Unternehmen können durch Cyberangriffe starke Schäden davontragen, etwa wenn wichtige Daten verlorengehen, die Betriebsabläufe unterbrochen werden oder finanzielle Verluste entstehen. Daraus können Reputationsschäden folgen, die geschäftsgefährdend sind. Krisenkommunikation kann an dieser Stelle zwar nicht die Krise lösen, kann aber Zeit und Handlungsspielraum schaffen, Vertrauen zu Stakeholdern und die Reputation des Unternehmens sichern. Nach dem Input führten die LPRS-Mitglieder bei GAULY eine Simulation durch, in der sie selbst eine Cyberkrise managen sollten. Dabei sollte herausgearbeitet werden, welche ersten Schritte einzuleiten sind und welche potenziellen Risiken das birgt. Es sollte beantwortet werden, welche Informationen benötigt werden, welche Stakeholder beachtet werden und welche Kommunikationsdokumente vorbereitet werden müssen. In einem zweiten Schritt wurde simuliert, dass ein Investigativjournalist das Unternehmen in der Krise nach einem Statement fragt, bevor das Unternehmen sich öffentlich geäußert hat. Dabei tappte jede Gruppe in die Falle, die die GAULY-Expertinnen stellten und wollte dem Journalisten direkt ein Statement geben. Das sei aber unklug, da das Unternehmen zu Beginn meist selbst noch nicht viel über den Angriff weiß und sich daher nicht gezwungen fühlen muss, zu antworten. Im Anschluss gab es bei einer Stärkung erneut die Möglichkeit sich mit den Expert:innen auszutauschen, Fragen zu stellen oder die Aussicht aus dem Tower zu genießen.
Glücklich, satt und voll mit neuem Wissen endete die Frankfurt-Exkursion und der LPRS trat die Rückfahrt nach Leipzig an.