PR-Skandale zum Gruseln

Jede PR ist gute PR? Von wegen! Wenn Werbe-Gags zur Reputations-Geisterstunde werden, helfen auch die Ghostbusters nicht mehr. Wir haben vier Fälle ausgegraben, die zeigen, wie schnell aus einem cleveren Einfall ein kommunikativer Albtraum werden kann.

Der, bei dem man Gänsehaut bekommt.

Am 9. November 2022, dem Abend des 84. Jahrestags der Reichspogromnacht, erhielten Kund:innen von Kentucky Fried Chicken in Deutschland eine Push-Nachricht:

„Gedenktag an die Reichspogromnacht. Gönn dir ruhig mehr zarten Cheese zum knusprigen Chicken. Jetzt bei KFCheese!“

Die Botschaft sorgte für Empörung und Vorwürfe der Geschmacklosigkeit. KFC entschuldigte sich und erklärte, ein Systemfehler habe die Nachricht ausgelöst: Sie sei automatisch auf Basis eines Kalenders generiert worden, der Feier- und Gedenktage enthalte. Da war die Nachricht aber nun einmal schon versendet und das Markenimage deutlich geschädigt.

Der, bei dem der Humor zu schwarz war.

Nach dem Boston Marathon 2017 verschickte Adidas eine E-Mail mit dem Betreff

„Congrats, you survived!“

Ein harmlos gemeinter Glückwunsch, wäre da nicht der Bombenanschlag vier Jahre zuvor gewesen, bei dem drei Menschen starben und über 200 schwer verletzt wurden. Das Ergebnis: Empörung und mediale Kritik. Immerhin reagierte das Unternehmen schnell, übernahm Verantwortung und entschuldigte sich öffentlich.

Der, bei dem ein Kuss zum Alptraum wurde.

Im Juli 2025 wurde bei einem Coldplay-Konzert die Kiss Cam auf Andy Byron, CEO der Softwarefirma Astronomers Inc., gerichtet – ausgerechnet in dem Moment, als er die HR-Chefin des Unternehmens küsste. Der Clip ging viral und die Stimmung kippte von romantisch zu ruinös.

Coldplay-Sänger Chris Martin kommentierte augenzwinkernd: „Entweder haben sie eine Affäre oder sie sind sehr schüchtern.“ Doch der Spaß hatte Konsequenzen und brachte die Öffentlichkeit dazu, über Machtverhältnisse, Ethik und Unternehmenskultur zu spekulieren. Diesem Social Media Eklat konnte selbst der CEO nicht entgehen, weswegen er wenige Tage später zurücktrat.

Der, der wirklich unheimlich war.

„Get it or regret it!“: Urban Outfitters warb 2014 offensiv für ein Vintage-Sweatshirt mit roten Flecken und dem Logo der Kent State University. Was als Modestatement gedacht war, wirkte wie eine zynische Anspielung: An der Universität wurden im Jahr 1970 bei einem Protest gegen die Politik von US-Präsident Nixon vier Studierende erschossen und neun weitere verletzt. Trotz späterer Entschuldigung und der Beteuerung, dass es sich lediglich um Verfärbungen und nicht um Blut handele, hinterließ der Fehltritt Flecken auf dem Image des Unternehmens.

Und was ist mit dem Gegengift?

Viraler Content, der außer Kontrolle gerät. Aussagen, die missverstanden werden. Private Skandale, die öffentlich werden.

Öffentliche Kommunikation kann schnell zum Fluch für die Reputation werden, wenn sie unsensibel oder missverständlich ist und manch eine:r mag sich fragen: Was ist sie eigentlich – Trick or Treat?

Eins steht fest: Wer sichtbar ist, riskiert es auch, negativ aufzufallen. Doch wer umsichtig und schnell reagiert, hat das Gegengift bereits in der Hand:

  • Früh spüren, wo’s spukt: Beobachte soziale Trends und Medienresonanz genau. Wer erkennt, wo sich ein Sturm zusammenbraut, kann rechtzeitig reagieren.
  • Den toten Winkel meiden: Kulturelle Sensibilität gehört in jede Freigabeschleife, sonst wird aus einer guten Idee schnell ein Bumerang.
  • Menschlich bleiben: Fehler passieren. Aber nur aufrichtiges, transparentes Handeln wirkt wie ein Bannspruch gegen Misstrauen.
  • Die richtigen Geister rufen: Wenn’s ernst wird, hilft professionelle Krisenkommunikation – lieber ein klarer Exorzismus als ein anhaltender Spuk.

Am Ende gilt: Wer seine Kommunikation ernst nimmt, muss keine Angst vor Albträumen haben. Gute PR ist keine Magie, sondern die Kunst, auch wenn es schon spukt, den richtigen Ton zu treffen.

In diesem Sinne: Happy Halloween und viel Mut beim Austreiben der PR-Geister! 🎃👻

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