"3 Fragen an ..." mit Franziska Brachvogel, Geschäftsführerin Agentur apojo

Drei Fragen an: Franziska Brachvogel, Geschäftsführerin Agentur apojo

In “Drei Fragen an” sprechen wir mit Persönlichkeiten aus der PR- und Kommunikationsbranche über die neuesten Trends und aktuelle Herausforderungen. Ganz nach dem Motto: Mehr Wissen. Mehr Kennen. Mehr Können. Heute mit LPRS e.V. Alumna Franziska Brachvogel über die Gründung ihrer Agentur apojo und Female Empowerment. Was für sie auf dem Weg zur Gründung die größten Herausforderungen waren und welche Tipps Franziska speziell für Frauen auf dem Weg in die Selbstständigkeit hat, lest ihr hier.

Julia Grobb: Warum hast du dich dafür entschieden, deine eigene Agentur zu gründen?

Ich habe bereits während meines Studiums in Leipzig in verschiedenen Agenturen gearbeitet und sehr früh gemerkt, dass ich eher auf der Agentur- und Beraterseite zuhause bin als in der Unternehmenskommunikation. Mir liegt das Projektgeschäft einfach mehr als tagtägliche Routineaufgaben und ich mag vor allem die Dynamik in Agenturen. Nach meinem Masterstudium trat ich dann meinen ersten Job in Berlin als Consultant bei einer strategischen Beratung an. Obwohl die Projekte sehr spannend waren, habe ich mich in Berlin nie richtig wohl gefühlt. Es war einfach nicht meine Stadt. Deshalb hat es mich nach zweieinhalb Jahren dann doch wieder zurück nach Leipzig und ins Agenturleben gezogen. Allerdings habe ich mit der Zeit gemerkt, wie wichtig mir Gestaltungsspielraum und das Treffen eigener Entscheidungen sind. Es fiel mir oft schwer, mich in bestehenden, starren Strukturen wiederzufinden und mich frei entfalten zu können. Deshalb hatte ich zunehmend den Wunsch, etwas Eigenes auf die Beine zu stellen.

„Mir sind Gestaltungsspielraum und das Treffen eigener Entscheidungen sehr wichtig.“

Diese Möglichkeit bot mir im November 2017 mein Vater. Er suchte für sein Unternehmen jemanden, der den Bereich Kommunikation und Marketing aufbaut. Die Chance habe ich ergriffen und bin eingestiegen. Am Anfang hatte ich natürlich großen Respekt und auch Zweifel, ob das gut gehen kann. Doch es hat sich als eine sehr positive Zusammenarbeit herausgestellt und ich habe in der Zeit sehr viel lernen können. Dennoch wünschte ich mir noch mehr Freiheiten.

Nach zweieinhalb Jahren kam ich deshalb endlich zu dem Entschluss, eine eigene Agentur zu gründen. Dabei hatte ich viele Menschen an meiner Seite, die mir den Rücken gestärkt haben. Ich habe es einfach probiert, ohne mir selbst den Druck zu machen, dass es funktionieren muss. Entweder es klappt, oder es klappt nicht – das war meine Einstellung. Schlussendlich habe ich dann im Frühjahr 2020 meine eigene Agentur für strategische Kommunikation apojo gegründet. Ich blicke nun auf die ersten spannenden Monate zurück und es wird sich zeigen, wie es sich entwickelt.

Julia Grobb: Was war für dich die größte Herausforderung bei der Agenturgründung?

Die größte Herausforderung besteht darin, den Schritt überhaupt zu gehen und die Entscheidung zu treffen. Ich kann jedem, der mit dem Gedanken spielt, empfehlen: Macht es einfach! Das Schlimmste, was passieren kann, ist, dass es schief geht. Und auch daraus lernt man. Dabei ist es natürlich trotzdem wichtig, eine gewisse finanzielle Absicherung zu haben und sich vor allem mit Menschen zu umgeben, die das Vorhaben unterstützen.

Außerdem gibt es so viele verschiedene Aspekte, die bei einer Neugründung beachtet werden müssen. Das kann durchaus herausfordernd sein. Da war ich zum Beispiel sehr froh, dass ich einen sehr guten Steuerberater gefunden hatte - das kann ich auch wirklich jeder Gründerin und jedem Gründer ans Herz legen (lacht)!

Julia Grobb: Welche Tipps hast du insbesondere für Frauen, die sich in der Kommunikationsbranche selbstständig machen möchten?

Es ist immer wichtig, mit Leuten zu reden, die Erfahrung haben. Sucht euch am besten ein Vorbild oder eine:n Mentor:in. Idealerweise haben diese selbst schon einmal eine ähnliche Situation erlebt oder sich generell in einem männerdominierten Bereich durchgesetzt. Ich selbst hatte auch immer sehr starke Frauen als Vorbild. So zum Beispiel meine Chefin aus Berlin, die inhaltlich unglaublich fit in Sachen Klimaschutz und Nachhaltigkeit ist und sich immer mit ihrem Wissen behaupten konnte. Oder meine beiden Chefinnen aus einer Leipziger Agentur während meines Studiums. Als ich dort vor über zehn Jahren anfing, hatten die beiden diese recht frisch gegründet und ich habe sie viele Jahre auf ihrem Weg begleiten dürfen. Mit beiden stehe ich auch heute noch in regelmäßigem Austausch.

„Sucht euch ein Vorbild oder eine:n Mentor:in. Ich selbst hatte auch immer sehr starke Frauen als Vorbild“

Darüber hinaus ist es wichtig, bereit zu sein, Entscheidungen zu treffen, auch wenn das manchmal schwerfällt. Wir sollten alle für das einstehen und kämpfen, was wir können und wollen. Ich habe manchmal das Gefühl, dass dies einigen Frauen leider immer noch schwerfällt, insbesondere in Themenfeldern, die nicht unbedingt frauentypisch sind. Doch wir können und sollten uns dahingehend alle mehr zutrauen. Gerade wenn man so ein anspruchsvolles Studium wie Communication Management in Leipzig erfolgreich abgeschlossen hat, besitzt man das Know-how und die Fähigkeiten, um in diesem Berufsfeld erfolgreich zu sein. Ich habe immer dafür gekämpft, dass man mich sieht und vor allem sieht, was ich kann. So kam ich im Beruf und auch im Leben weiter.

Vielen Dank für die spannenden Einblicke und das tolle Interview, Franziska!


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